In Huchting soll es ab sofort ein Zentrallager geben, in dem die neu gegründete Initiative „Huchting hilft“ Spenden von Kleidung bis hin zu Haushaltsgegenständen entgegennimmt und an Flüchtlinge sowie andere Bedürftige aus dem Stadtteil verteilt. Die Idee dazu hatten der ehemalige Ortsamtsleiter Uwe Martin und Maike tom Diek vom Verein „Mittelpunkt Huchting“. „Wir haben beide im Stadtteil mitbekommen, vor welchem Dilemma die Flüchtlingsheime stehen und wollten helfen“, berichtet Martin während eines ersten Gangs durch das neue Lager. Die Interessengemeinschaft Huchtinger Unternehmer (IHU) war schnell mit im Boot und die Idee von Containern an zentraler Stelle neben dem Roland-Center war geboren.
„Doch auf unsere Anfrage hin hat uns Center-Manager Frank Trompeter mit dem Angebot überrascht, dass wir 180 Quadratmeter direkt im Roland-Center nutzen dürfen“, berichtet Klaus Nobel von der IHU begeistert. Einen symbolischen Euro müssen die Helfer künftig als Miete für die Räume bezahlen, die neben der Laderampe von „Penny“ in einem kleinen Anbau liegen. „Ohne diese großzügige Raumspende wäre das alles hier nicht möglich gewesen“, meint Martin.
Eine bessere Nutzung hätte er sich nach dem fünfjährigen Leerstand nicht vorstellen können, sagt Trompeter dazu. Drei Wochen haben die Helfer seither gemalert und eingerichtet, um die etwas verwahrlosten Räume eines ehemaligen Kindergartens in eine freundliche Anlaufstelle für Hilfsbedürftige zu verwandeln. Auch Holger Temmer von der Huchtinger Beschäftigungsinitiative „Lobez“ hilft täglich mit, damit schnell eröffnet werden kann.
Dennoch prangt an der Wand des neuen „Herrenbekleidungszimmers“ immer noch ein schwarzer Panther in den Wipfeln eines an die Wände gepinselten Dschungels und blickt gespannt auf reihenweise Hemden, Hosen, Jacken und Schuhe herab. Nebenan sind vor Ententapete Kindersachen sowie Bettwäsche in Regalen aufgestapelt, die der Baumarkt Obi vergünstigt abgegeben hat. Bezahlt wurden sie mit Geld aus dem Soforthilfeprogramm der Sozialbehörde. Auch die Damen haben einen extra Raum mit Umkleidekabine. Bei der Ausgabe dürfen Bedürftige drei Teile pro Person im Haushalt mitnehmen.
„Leider haben wir noch keine Kleidung für Jugendliche erhalten, daher können die jungen Flüchtlinge aus der Luxemburger Straße noch nicht von dem Angebot profitieren“, bedauert tom Diek und hofft, dass sich das bald ändert. Auch Spielsachen und Haushaltsgegenstände, aber auch saubere und intakte Kleidung aller Größen sowie stabile Kleiderständer sind gefragt. „Eigentlich nehmen wir alles außer Möbel“, ergänzt Nobel. Auch weitere Menschen, die beim Sortieren und Ausgeben der Sachen helfen möchten, sind gerne gesehen. „Wir haben keine Ahnung, was uns am kommenden Donnerstag erwartet, wenn wir das erste Mal die Ausgabe öffnen, aber wir sind sehr gespannt, wer dann kommt“, meint Martin.
Ein Zentrallager wie in Huchting wäre auch für die Neustadt wünschenswert, meint Sylvia Schikker von der Flüchtlingsinitiative „Neustart Neustadt“. Zunächst ein Anfang soll jedoch eine kleine Kleiderkammer für die Notunterkunft am Niedersachsendamm in Huckelriede sein, die auf dem Gelände der Scharnhorst-Kaserne untergebracht ist. „Wir haben damit auf einen Hilferuf von Heimleiter Rodi Dizim reagiert, den er vor wenigen Wochen beim Netzwerktreffen ,Ankommen in der Neustadt‘ abgesetzt hat“, erklärt die Mitarbeiterin des SOS-Kinderdorf Zentrums während der Einweihung des blauen Containers, in dem die Kleidung künftig gelagert und ausgegeben wird.
Denn das Grundproblem der Notunterkunft ist, dass wöchentlich viele neue Menschen ankommen, die möglichst schnell eine Grundausstattung brauchen. Ohne Lagermöglichkeit eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Doch nun werden die Spendensammlung und Ehrenamtlichen von Sonya Dhaouadi koordiniert, die gleichzeitig Patin der Facebook-Initiative „Bremen hilft“ für die Notunterkunft ist. „Hier zeigt sich, dass die Idee des Neustädter Netzwerks funktioniert, die Kräfte aller Initiativen zu bündeln“, findet Schikker.
Den Container, der die Hilfe erst möglich macht, hat das Unternehmen CHS aus Oslebshausen, das mit Containern handelt, geliehen. „Wir haben bereits vor zwei Jahren das SOS-Kinderdorf-Zentrum mit einer Spende bedacht, da war es für uns selbstverständlich, auch bei dieser Anfrage zu helfen“, erklärt der Junior-Chef Arndt Overbeck. „Für uns hat sich mit der Kleiderausgabe die Lage etwas entspannt“, zeigt sich Heimleiter Dizim erleichtert. Dass sie bitter nötig ist, zeigt ein Blick auf die neugierigen Flüchtlingskinder, die sich um den Container scharen: Bei wenigen Plusgraden und Nieselregen laufen diese ohne Jacke und Pullover umher. Und ein Mädchen trägt Badelatschen in Herrengröße an den Füßen.
Die Initiative „Huchting hilft“ nimmt Spenden ab sofort vorerst von Montag bis Freitag zwischen 10 und 15 Uhr entgegen. Die Ausgabe der Sachen erfolgt ab Donnerstag, 17. Dezember, jeweils dienstags und donnerstags 14 bis 17 Uhr an Huchtinger Flüchtlinge und Menschen, die berechtigt sind, die Huchtinger Tafel zu besuchen. Bitte Nachweise mitbringen. Wer bei „Huchting hilft“ mitmachen möchte, kann unter der Nummer 0173/3538113 eine Nachricht hinterlassen. Menschen, die sich bei der Kleiderausgabe in Huckelriede engagieren möchten, können sich an Sonya Dhaouadi unter 01511/5558127 wenden.